Fliedner-Verein Rockenberg e.V.

                                                            Hilfsverein für junge Straffällige

 

 

 

 

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Butzbacher Zeitung 15.11.2007

Anstrengungen des Vollzugs verpuffen, wenn Ex-Gefangene keine Arbeit finden

Fliednerverein Rockenberg beklagt Verknappung seiner finanziellen Mittel

ROCKENBERG (pe). Die gut besuchte Jahreshauptversammlung des Fliednervereins Rockenberg befasste sich mit dem demnächst zu erwartenden Jugendstrafvollzugsgesetz. iiii In dem Zusammenhang war die Verknappung der Haushaltssituation des Vereins ein wichtiges Thema. Die Versammlung vertrat die Auffassung, in Zukunft müsse der Staat einen Großteil der Finanzierung selbst übernehmen, die bisher der Fliednerverein getragen habe.

Das neue Gesetz sieht das Übergangsmanagement (ÜM) in besonderer Bedeutung. Der in der JVA Rockenberg tätige Übergangsmanager Raimund Häuser erläuterte das schwierige Vorhaben wie folgt: Das Übergangsmanagement in der JVA Rockenberg, es besteht aus einem Mitarbeiter, gibt es seit 1. Mai 2005 und ist integraler Bestandteil des Projekts "ARJUS "Arbeitsmarktintegration für jugendliche Strafentlassene". ARJUS ist ein Projekt des Hessischen Justizministeriums und des Berufsfortbildungswerks (bfw) und besteht seit  März 2005.

Ziele des Projekts sind neben anderen die berufliche, schulische und soziale Integration der jugendlichen Strafgefangenen - nach ihrer Haftentlassung sowie der Aufbau einer hessenweiten Infrastruktur zur Arbeitsmarktintegration jugendlicher Strafentlassener.

Die Mitarbeiter/innen des Sozialdienstes melden in der Liste "Zuweisung zum ÜM" die jeweiligen Straf- und U-Haft-Gefangenen, die in die Betreuung des ÜM übernommen werden sollen.

3-4 Monate vor dem geplanten oder tatsächlichen Entlassungstermin des einzelnen Probanden beginnt der Arbeitseinsatz des Übergangsmanagers. Im Erstgespräch erfolgt  zunächst eine Bestandsaufnahme, um festzustellen, wo der Proband schulisch, beruflich und privat steht. Danach wird die Berufswegeplanung vorgenommen, d. h. : es werden Kontakte zur zuständigen Agentur für Arbeit; Arge, Job Center,  Schule hergestellt. In dieser Phase werden bereits die ersten Verbindungen zur Familie, Partner/in oder sonstigen Vertrauens­personen des Probanden aufgenommen, um schon im Vorfeld eine Wirkungskette aufzubauen, auf die der Proband nach seiner Haftentlassung im Bedarfsfalle zugreifen kann, die zu seiner Stabilisierung beitragen soll.

Bei vorzeitiger Entlassung spricht der ÜM den zuständigen Bewährungshelfer an zum Zwecke direkter Nachbetreuung, Kooperation zwischen ÜM und  Bewährungshilfe ist unverzichtbar.

Im Einzelfall werden Probanden bis zu 6 Monaten durch den ÜM direkt nachbetreut, wobei Beratung und Vermittlung die Schwerpunkte der direkten Nachbetreuung bilden. Im Zeitraum vom 1. 1.2007 bis 30.9.2007 sind zehn Probanden durch ÜM direkt nachbetreut worden. Probanden, die aus Kapazitätsgründen und sonstigen Gründen nicht in die direkte Einzelbetreuung übernommen werden können, haben jedoch Gelegenheit, den ÜM nach ihrer Haftentlassung zu kontaktieren, wenn sie seine Hilfe benötigen (Telefon / Anrufbeantworter / Fax / Email). In der Regel werden sie vor ihrer Entlassung in einem Abschlussgespräch durch den ÜM beraten, erhalten ein Schreiben zur Vorlage bei Behörden, aus dem hervor­geht, an welche Agentur für Arbeit oder Arge sie sich wenden müssen, welche Dokumente/Unterlagen dort zur Meldung und zum Antrag auf ALG I oder ALG II vorzulegen sind.

Die Kooperation mit einigen Agenturen für Arbeit oder einigen Argen gestaltet sich oft schwierig, da die Kontakte in der Regel über CallCenter hergestellt werden müssen.       

Im Zeitraum vom 1.1.2007 bis 30.9.2007 sind dem ÜM 44 Strafgefangene zugewiesen worden, wovon 26 bereits, entlassen wurden; davon konnten 15 vermittelt werden. Das entspricht einer Vermitttlungsquote von ca. 58%.

Die europäischen Nachbarn Frankreich und die Niederlanden haben hinsichtlich des Übergangsmanagements und der damit verbundenen Integration der jugendlichen Strafentlassenen solide Erfahrungen die soweit möglich genutzt werden.     

  

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